Die Prüfung liegt Jahrzehnte zurück, die letzte Fahrt Jahre. Zeit, um die Fahrkenntnisse mit einem Gang in die Fahrschule wieder aufzufrischen. Für wen sich dieser Weg lohnen kann.
Mit 17 oder spätestens 18 Jahren den Führerschein in der Tasche zu haben, heißt Freiheit mit dem Fahrzeug genießen. Vorangegangen sind etliche Abende und noch mehr Fahrstunden zur Erlangung der Fahrlizenz. Es gibt aber auch später noch Situationen, in denen eine Fahrschule weiterhelfen kann.
Mit Führerschein noch mal zurück zur Fahrschule – warum?
- „Das kann eine Ergänzung des Autoführerscheins B sein, um schwere Anhänger ziehen zu dürfen“, sagt Kurt Bartels vom Fahrerlehrerverband Nordrhein. Denn nur mit dem BE-Führerschein dürfen Autofahrer schwere Wohnwagen oder Pferdesportanhänger ziehen.
- Autofahrer, die Jahre nach ihrer Prüfung auch eine Motorrad-Lizenz erwerben wollen, besuchen ebenfalls die Fahrschule.
- Künftige Berufskraftfahrer, die einen Lastwagen oder Bus fahren wollen, drücken auch wieder die Schulbank.
- Wohnmobilisten, die ein größeres Fahrzeug suchen, aber nur die Lizenz B besitzen, müssen bei Fahrzeugen über 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht einen C1-Lkw-Führerschein ablegen.
Wer sollte wieder eine Fahrschule besuchen?
Neben dem Erwerb einer ergänzenden Fahrerlaubnis sollten Führerscheininhaber mit wenig Fahrpraxis ihre Kenntnisse auffrischen.
Etwa, um die Unsicherheit beim Fahren zu besiegen, so Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino vom ADAC. Es gibt viele Menschen, die eine längere Zeit nicht mehr Auto gefahren sind und sich unsicher oder beim Fahren außergewöhnlich gestresst fühlen.“ Ursachen dafür könnten Dinge wie ein Umzug in eine neue Stadt oder der Tod des Partners sein, der bisher immer gefahren ist.
Autofahrer mit Angstzuständen, die Herzrasen oder Panikattacken hervorrufen und in bestimmten Situationen beim Autofahren ausgelöst werden, können mit ausreichend Fahrstunden wieder Sicherheit gewinnen. „Dabei muss es nicht darum gehen, die Ursachen für die Angststörung zu finden, sondern das Ziel ist, Strategien zu erlernen, die sicheres Autofahren ermöglichen“, sagt Ulrich Chiellino.
Gibt es Auffrischungskurse?
Spezielle bundesweit einheitlich strukturierte Auffrischungskurse bei Fahrschulen gibt es nicht. Dafür aber individuelle bei vielen Fahrschulen. Für langjährige Führerscheinbesitzer mit wenig oder ohne Fahrpraxis bietet zudem der ADAC in Kooperationen mit Fahrschulen den Fahr-Fitness-Check an.
Dabei bewerten Fahrlehrer die momentanen persönlichen Fahrfertigkeiten – ohne Risiko für den Führerschein. Denn eine Meldung an Behörden ist ausdrücklich ausgeschlossen. „Jeder Fahrschüler benötigt ein individuelles Training. Ein guter Fahrlehrer sieht die Defizite und baut den Schüler Schritt für Schritt auf“, erklärt Chiellino. Beim Fahr-Fitness-Check kontrollieren Fahrlehrer die Routinen wie Schulterblick und Wahrnehmung des Straßenverkehrs.
Bei einer Auffrischung für Motorradfahrer empfiehlt Chiellino eher ein Fahrsicherheitstraining. „Es geht dabei um die Fahrzeugbeherrschung mit der eigenen Maschine, bei Schräglage und harten Bremsmanövern“, sagt er. „Diese Übungen lassen sich sicherer auf einem speziellen, abgesperrten Parcours trainieren.“
Was kostet eine Fahrstunde?
Eine Fahrstunde dauert in der Regel 45 Minuten und kostet zwischen 55 bis 70 Euro. Die Preise dafür variieren nach Region, Fahrschule und Fahrzeug. Ein Vergleich zwischen Fahrschulen in der Nähe lohnt sich. Manche Fahrschulen bieten eine Feedbackfahrt an. „Sie lassen den Fahrschüler einfach fahren und bewerten am Ende die Fahrt, geben Tipps und Verbesserungsvorschläge“, sagt Kurt Bartels.
Wie viele Stunden gebucht werden sollten, hängt von der Person, ihren Fahrkünsten und Defiziten ab. „Oft reichen schon wenige Stunden, um den Fahrstil zu verbessern und die Wahrnehmung zu schulen. Das sollte Mut machen, es einfach auszuprobieren“, meint Chiellino.
Wie verbessern Autofahrer ihren Fahrstil?
Für Kurt Bartels hilft nur: „Fahren, fahren, fahren. Nur wer viel Fahrpraxis besitzt, fühlt sich sicher und begeht weniger Fehler.“ Wer sich unsicher fühle, sollte seine Fahrten danach ausrichten.
Heißt: angepasste Geschwindigkeit, keine Fahrten bei Dunkelheit, im Berufsverkehr, Schnee oder Regen. „Ältere Autofahrer können dadurch Einschränkungen kompensieren“, sagt er.
Was macht welche Zielgruppe im Alltag besonders oft falsch?
Jungen Fahrern fehlt die Erfahrung und der siebte Sinn für eventuell auftauchende Gefahren, gleichzeitig ist die Risikobereitschaft höher. Daher sollten sie das begleitete Fahren ab 17 Jahren ernst nehmen. „Für Fahrfehler ist nicht das biologische Alter entscheidend, sondern, wie fit sich die Autofahrer fühlen“, sagt Kurt Bartels. Fahrroutinen sind Fluch und Segen zugleich, so Chiellino. „Routinen helfen im Alltag, führen aber zu einer gewissen Selbstsicherheit“, bekräftigt er. Das sei gefährlich, denn unerwartete Situationen können immer auftreten und zu fatalen Reaktionen verleiten.
Wie verhindern erfahrene Autofahrerinnen und Autofahrer Fehler?
Kurt Bartels rät zu Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es im Straßenverkehr eng und unübersichtlich wird. „Wichtig ist, regelmäßig zu fahren und erst gar keine Ängste aufzubauen. Mit einer Routine fährt es sich entspannt“, sagt er. Fehler lassen sich vermeiden, indem Autofahrer sich nicht ablenken lassen und die Aufmerksamkeit unvoreingenommen dem Straßenverkehr widmen. „Wer konzentriert fährt und sich nicht ablenken lässt, fährt sicher“, ergänzt Ulrich Chiellino.
Gibt es auch Apps zum Lernen?
Ein Blick in die aktuellen Verkehrsregeln ergibt Sinn und ist geboten. „Je nachdem, wie lange die Prüfung zurückliegt, hat sich die Gesetzgebung geändert und viele Regeln sind neu und unbekannt“, sagt Ulrich Chiellino. Infos über den aktuellen Stand erhalten Fahrschüler in der Fahrschule oder über Apps wie ADAC Führerschein App (nur für Mitglieder), iTheorie-Führerschein oder Fahrschule.de. dpa