Wenn das Laufen beschwerlich wird

Was dem Bewegungsapparat nicht zuträglich ist und was ihn „geschmeidig“ hält

Unser Bewegungsapparat ist ein komplexes System, das aus Knochen, Bändern und Muskeln besteht. Die einzelnen Knochen sind in Form von Gelenken miteinander verbunden. Durch den aufrechten Gang hat unser Bewegungsapparat neben der Fortbewegung auch die Aufgabe, den Körper zu stabilisieren. Ein wichtiger Grundstein hierbei sind die Beine – insbesondere die Füße. Für die Fortbewegung wiederum sind die Kniegelenke sehr wichtig.

Mit zunehmendem Lebensalter verlieren der Gelenkknorpel sowie die Sehnen und Bänder ihre Elastizität, sodass die Gelenke der Belastung nicht mehr standhalten. Diesen Vorgang bezeichnet man als Arthrose. Eine ungesunde Lebensführung verstärkt den Verschleiß noch zusätzlich.

Durch den fortschreitenden Verschleiß wird die Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Im Vordergrund stehen dann Schmerzen bei Belastung und Bewegung sowie im weiteren Verlauf in Ruhe. Hinzu kommen Bewegungseinschränkungen und Schwellungen der betroffenen Gelenke.

Die schmerzenden Füße führen dazu, dass jeder Schritt zur Qual wird. Hier treten zusätzlich Fehlstellungen, beispielsweise der Zehen, auf.

Wie kommt es zu den Beschwerden? Mit einer körperlichen Untersuchung versucht Tino Beylich, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Bad Salzungen, der Ursache auf den Grund zu gehen. Fotos: Klinikum Bad Salzungen

Die Arthroseentstehung ist ein multifaktorielles Geschehen. Einerseits gibt es eine familiäre Häufung, aber auch Überlastung, Bewegungsmangel und ungesunde Lebensführung führen zum fortschreitenden Verschleiß.

Durch regelmäßige Bewegung mit geeignetem Schuhwerk kann man dem Verschleiß der Füße und Knie entgegenwirken. Geeignete Sportarten sind das Wandern, das Radfahren etc.

Einen weiteren Faktor stellt die Ernährung sowie das Körpergewicht dar. Starkes Übergewicht führt durch die permanente Überlastung zu einer raschen Arthroseentstehung. Hier ist eine Umstellung der Lebensgewohnheiten zugunsten einer ausgewogenen Ernährung sehr hilfreich.

Genussmittel sollten, den Gelenken zuliebe, in Maßen und nicht in Massen konsumiert werden.

Aber durch gesunde Ernährung und Sport lassen sich Erkrankungen der Füße und Knie nicht vollends vermeiden. Ein gewisser Gelenkverschleiß gehört zum Leben dazu.

Bei entsprechenden Beschwerden sollte man deshalb einen Arzt aufsuchen. Im Rahmen der Behandlung kann man dann feststellen, wie man den Beschwerden Abhilfe schaffen kann.

Im Bereich der Füße kann in manchen Fällen bereits die Verordnung von geeigneten Schuheinlagen Abhilfe schaffen. Sollte dies nicht ausreichend oder zielführend sein, da die Fehlstellung, beispielsweise beim Hallux valgus bereits zu weit fortgeschritten ist, ist ggf. ein Weichteileingriff (Korrektureingriff), eine so genannte Cheilektomie, erforderlich. Hierbei erfolgt eine Achskorrektur der Großzehe.

Schwerere Fehlstellungen bedürfen dann einer Achskorrektur, bei der der Knochen durchtrennt und mittels Schraube und/oder Platte in der korrekten Achse wieder fixiert wird.

Sollte der Verschleiß/die Arthrose im Vordergrund stehen, ist oftmals die prothetische Versorgung des betroffenen Gelenkes, beispielsweise das Großzehengrundgelenk oder aber die Versteifung des Gelenkes, eine sogenannte Arthrodese, erforderlich.

Im Bereich des Kniegelenkes stehen Kniebinnenschädigungen oder aber auch der Verschleiß im Vordergrund der operativen Therapie.

Schädigung im Rahmen einer sportlichen, beruflichen oder alltäglichen Belastung betreffen vorwiegend den Meniskus. Der Meniskus ist eine knorpelige Struktur, die  wie ein Puffer zwischen dem Schienbeinkopf und der Oberschenkelrolle liegt. Reißt der Meniskus, muss er oftmals mittels Gelenkspiegelung (Arthroskopie) therapiert werden. Hierbei kann der Meniskus entweder genäht werden oder aber ein Teil des Gewebes muss reseziert werden.

Eine weitere Struktur, die  häufig im Rahmen von Sportunfällen betroffen ist, stellt das vordere Kreuzband dar. Das vordere Kreuzband ist ein wichtiger Stabilisator des Kniegelenkes, weshalb bei Schädigung desselbigen eine Therapie sehr ratsam ist.

Ähnlich der Meniskusschädigung kann auch das Kreuzband genäht bzw. refixiert werden. Ist dies aufgrund der Schädigung nicht mehr möglich, wäre eine Ersatzplastik mittels körpereigener Sehne (Kreuzbandersatzplastik) ratsam.

Kleinere Knorpeldefekte können, wenn der Knorpel noch intakt ist, fixiert werden. Ist dies nicht mehr möglich, wäre eine körpereigene Knorpel-Knochen-Transplantation möglich. Hierbei wird ein körpereigener Knorpel-Knochen-Zylinder entnommen und im Defekt eingebracht / transplantiert. Dieses Verfahren ist offen oder aber arthroskopisch, also mittels Gelenkspiegelung durchführbar. Falls die Knorpelschädigung ein zu großes Areal umfasst, ist ein patientenindividualisierter Teilgelenkersatz zu erwägen. Bei diesem Verfahren wird nach entsprechender spezieller Diagnostik ein Implantat, welches exakt der Defektgröße entspricht, angefertigt und implantiert.

Umfasst der Defekt ein gesamtes Gelenkkompartiment ist ein Teilgelenkersatz nicht mehr möglich. In diesem Fall ist die Implantation einer Schlittenprothese in Erwägung zu ziehen. Der Vorteil der Schlittenprothese ist die relativ kurze Rehabilitationszeit, d.h. als Patient kehrt man rasch in sein gewohntes Leben zurück. Der Nachteil liegt darin, dass die Schlittenprothese keine Fehlstellungen (O-Bein / X-Bein) korrigieren kann.

Betrifft der Verschleiß das gesamte Kniegelenk und geht er eventuell mit einer begleitenden Fehlstellung einher, ist die Implantation eines Oberflächenersatzes, einer Knie-Totalendoprothese erforderlich. Durch die Implantation einer Knie-TEP kann einerseits der Verschleiß wirksam therapiert werden. Andererseits ist es möglich, eine begleitende Fehlstellung zu begradigen und somit ein gerades Bein zu schaffen.

Im Rahmen der Endoprothetik gibt es verschiedene Modelle, die sich im Design sowie im Stabilisierungsgrad unterscheiden. Allen Prothesenmodellen gemeinsam ist, dass sie Ihnen als Patient ein beschwerdefreies Gehen ermöglichen sollen.

Allen therapeutischen Behandlungsoptionen gemein ist, dass die Operation allein nicht zum beschwerdefreien Laufen führt. An jeden Eingriff schließt sich eine Rehabilitationsphase mittels Physiotherapie und ggf. Anschlussheilbehandlungsmaßnahme (AHB) an.

Im Anschluss daran ist die Durchführung von Rehasport bzw. Teilnahme in einer Sportgruppe möglich und empfehlenswert. Natürlich stellt auch die private sportliche Tätigkeit einen wichtigen Eckpfeiler dar. Hierbei muss es kein leistungsorientiertes Training sein. Auch das Spielen mit Kindern oder Enkelkindern oder aber der Sonntagsspaziergang ist hilfreich.  Über entsprechende Diagnose- und Therapiemöglichkeiten werden Sie bei vorliegender medizinischer Indikation in der Gelenksprechstunde im Klinikum Bad Salzungen oder in einer der orthopädischen Praxis am MVZ beraten.   Klinikum SLZ

Expertenkontakt

Tino Beylich
Chefarzt der Klinik für
Unfallchirurgie und Orthopädie
Klinikum Bad Salzungen
Lindigallee 3
36433 Bad Salzungen

www.klinikum-badsalzungen.de

Terminvereinbarung:
Chirurgische Sprechstunde:
Telefon: 03695 / 64-4491

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Tipp des Monats

Osteoporose vorbeugen: Bewegung macht die Knochen stabiler

Damit die Knochen stark bleiben, braucht es nicht nur eine Ernährung, in der ordentlich Calcium steckt. Warum auch Bewegung so wichtig ist.

Knochen müssen regelmäßig belastet werden, um stabil zu bleiben und weniger schnell zu brechen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hin. Belastung für die Knochen heißt: Bewegung.

Ob Fußballtraining, Joggen, Pilates oder Radfahren: Vor allem dann, wenn es sportlich wird, regt Bewegung den Knochenstoffwechsel an.

„Dies geschieht durch die Muskeln, die am Knochen ziehen. Sie geben das Signal, mehr Calcium in das Skelettsystem zu transportieren und einzulagern“, so Prof. Uwe Maus von der DGOU. Dadurch gewinnen die Knochen an Stabilität – und auch Osteoporose wird vorgebeugt.

Auch die Ernährung zahlt auf die Knochenstärke ein

Besonders wichtig ist Sport übrigens für Kinder und Jugendliche. Denn bei ihnen baut sich die Knochenmasse noch auf.

Ganz ohne die Ernährung geht es aber nicht. Wichtig ist daher, reichlich Calcium zu sich zu nehmen – etwa durch Lebensmittel wie Milch, Hartkäse, Mineralwasser oder Spinat. Damit der Körper das gut verwerten kann, braucht es Vitamin D. Das bildet der Körper mithilfe von Sonnenlicht, es steckt aber auch in fettem Seefisch wie Hering oder Lachs.