Erkältungszeit
Mit den nasskalten Tagen beginnt die Erkältungssaison. Gegen den Schnupfen hilft nur Auskurieren – und doch entscheiden sich viele eher fürs «Erkältungsdoping». Das kann gefährlich werden.
Bremen/Koblenz (dpa/tmn) – Unangenehm und ungelegen: Eine Erkältung kommt immer zum falschen Zeitpunkt. Ausgelöst wird sie von Viren, die beim Husten und Niesen herumgeschleudert werden. Das ist die sogenannte Tröpfcheninfektion. Auch enger Körperkontakt kann zu einer Ansteckung führen, genau wie das Berühren von Türgriffen und anderen Oberflächen.
Die Faustregel dabei lautet: Viren haben leichtes Spiel, wenn die Immunabwehr geschwächt ist – und das passiert häufiger bei nasskaltem Wetter, unpassender Kleidung, aber auch in überheizten und schlecht gelüfteten Räumen.
Jeder Infekt ist anders
Erkältung ist aber nicht gleich Erkältung. Experten unterscheiden über hundert Typen von Erkältungsviren, erklärt Hausarzt Hans-Michael Mühlenfeld aus Bremen. Obwohl man oft von einem «grippalen Infekt» spricht, haben Grippe- und Erkältungsviren nichts miteinander zu tun.
Wenn einen die Erkältung erwischt hat, gerät der Alltag ziemlich durcheinander. Besonders gefährdet sind Menschen, die viel im Freien oder in sozialen Berufen arbeiten. Das ergab eine Erhebung der AOK zur Arbeitsunfähigkeit ihrer Mitglieder im Jahr 2018.
Manche können oder wollen jedoch bei einer Erkältung nicht pausieren – sei es aufgrund von Terminen im Job oder privaten Verpflichtungen.
Statt zum Arzt gehen sie dann in die Apotheke. «Kommen Patienten mit der Erwartungshaltung, die Erkältung soll direkt nach einmaliger Anwendung des Präparates vollständig verschwinden, so ist das eine der schwierigsten Beratungssituationen überhaupt», sagt Andreas Kiefer, Apotheker in Koblenz und Präsident der Bundesapothekerkammer.
Schwerstarbeit für den Körper
Bei der Beratung gilt es für den Apotheker, einige Fragen zu klären: Wie lange hat der Patient bereits die Beschwerden? Werden zusätzliche Medikamente eingenommen, oder gibt es Grunderkrankungen? Ebenso wichtig sei zu klären, ob die Symptome überhaupt auf eine Erkältung hindeuten – oder ob es sich um etwas anderes handelt. In so einem Fall rät Kiefer zum Arztbesuch.
«Viele unterschätzen, welche Irrsinnskraft die Immunabwehr den Körper kostet», so der Apotheker. «Das ist wie ein Marathonlauf, der Körper kämpft mit der gesamten Immunabwehr gegen die eindringenden Viren.» Jene «abgrundtiefe Erschöpfung», die viele Menschen dann verspürten, sei ein Ergebnis der Immunabwehr. Wer den Bogen mit dem «Erkältungsdoping» aus der Apotheke überspanne, muss damit rechnen, länger auszufallen als geplant.
Extra-Vitamine sind meist überflüssig
Damit es nicht so weit kommt, lässt sich einer Erkältung auch in gewissem Maße vorbeugen – beispielsweise durch regelmäßiges Händewaschen, gründliches Lüften und angemessene Kleidung. Viele halten auch Vitaminpräparate für hilfreich – eine eher unnötige Investition, so Kiefer. Bei einer ausgewogenen Hausmannskost würden ausreichend Nährstoffe aufgenommen.
Tipps für die Hausapotheke
Sinnvoll ist aber, die Hausapotheke rechtzeitig aufzustocken. Mühlenfeld empfiehlt schmerzstillende und fiebersenkende Mittel, Nasentropfen, Lutschtabletten, auch Salbeitee zum Trinken und Inhalieren sowie Pfefferminzöl. Von Kombipräparaten rät Kiefer ab – damit könne es zu versehentlichen Überdosierungen oder
Wechselwirkungen kommen.
Unerheblich sei hingegen, ob Erkältete zur Linderung auf Heilpflanzen, Hausmittel oder Medikamente setzen. Denn heilen kann das alles nicht – nur lindern. Mühlenfeld: «Das alles macht es etwas leichter, die Zeit zu überstehen, bis man wieder gesund ist.»