Reizdarmsyndrom – was steckt dahinter?

oder Blähungen. Solange diese Symptome nur gelegentlich auftreten, sind sie normal und in der Regel nicht alarmierend bzw. gefährlich. Was ist aber, wenn diese Darmprobleme dauernd auftreten ohne dass eine Ursache nachgewiesen werden kann?

Es gibt in Deutschland sehr viele Menschen, die unter einem anhaltenden und immer wiederkehrenden Auftreten dieser Darmbeschwerden leiden. In den meisten Fällen liegt dann ein Reizdarmsyndrom (kurz RDS) vor. Das Reizdarmsyndrom ist eine dauerhafte Darmerkrankung. Es ist unter den Magen-Darm-Erkrankungen die am häufigsten gestellte Diagnose. Das Reizdarmsyndrom kann in seltenen Fällen auch wieder verschwinden, begleitet die meisten Betroffenen jedoch ein Leben lang. Es werden verschiedene Typen des Reizdarmsyndroms unterschieden: RDS vom Verstopfungstyp, RDS vom Durchfall-Typ und RDS vom Mixtyp.

Die Ausschlussdiagnostik

Die Diagnose wird gestellt, wenn andere mit diesen Symptomen assoziierte, relevante Erkrankungen ausgeschlossen werden konnten. Hierfür wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Laboruntersuchungen von Blut und Stuhl, bildgebende Verfahren wie Ultraschall der Bauchorgane und des Darms, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und eine Endoskopie veranlassen. Leider dauert es heute trotz guter Leitlinien immer noch sehr lange, bis die Diagnose eines Reizdarmsyndroms gestellt wird.  Die Betroffenen haben dann häufig eine Odyssee an Arztbesuchen hinter sich.

 

Wer kennt die folgenden Beschwerden nicht: krampfartige Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall oder Blähungen.
Darmprobleme ohne eine nachgewiesene Ursache? Dann kann das auf einen Reizdarm hindeuten. Foto: Trineso - stock.adobe.com

Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Das Reizdarmsyndrom kann in jedem Alter auftreten. Die Lebenserwartung der Betroffenen ist normal. Die Beschwerden führen zu keinen Organschäden. Die Betroffenen leiden in der Regel sehr unter den Symptomen des Reizdarmsyndroms. Betroffene sind dadurch in ihrem täglichen Leben oft eingeschränkt. Die Patienten mit einem Reizdarmsyndrom erfahren eine deutliche Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität im Vergleich zu Nicht-Betroffenen, zum Teil sogar stärker als die Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen.

Kurzzeitige Symptome, wie Fieber, Entzündungsanzeichen, Blutarmut, Gewichtsverlust oder Blut im Stuhl sollte man als „Alarmzeichen“ erkennen. Da derartige Anzeichen nicht im Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom zu sehen sind und eher auf andere schwerwiegende Erkrankungen hindeuten können, sollte sie unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

Die Ursachen des Reizdarmsyndroms sind vielfältig. Eine Rolle spielen dabei biologische, psychische und soziale Faktoren. Es wird vermutet, dass eine „Störung der Darm-Hirn-Achse“ zugrunde liegt. Über Botenstoffe beeinflussen sich die beiden Organsysteme. In experimentellen Untersuchungen konnten Darmveränderungen nachgewiesen werden. Dazu gehören eine gestörte Darmbeweglichkeit, eine überempfindliche Darmwand, hormonelle Veränderungen oder erbliche Veranlagungen.

Auslöser für ein Reizdarmsyndrom können eine vorherige Behandlung mit Antibiotika, eine Darmentzündung oder seelische Belastungen wie Stress oder ein schlimmes Erlebnis sein. Was hilft nun, wenn man an einem Reizdarmsyndrom leidet?

Keine einfache Therapie

Es gibt keine einfache Therapie für das Reizdarmsyndrom. Die Therapie ist vielschichtig. Wie immer gibt es nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapieansätze. Was dem einem hilft, kann die Beschwerden des anderen verschlimmern. Grundlage muss ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient sein.

Im Allgemeinen kann man das Reizdarmsyndrom durch eine Veränderung des Lebensstils positiv beeinflussen. Sport, körperliche Aktivität und die richtige Ernährung spielen eine wichtige Rolle in der Behandlung des RDS. So führen leicht vergärbare Kohlenhydrate (FODMAPS) wie Kohl, Nudeln und Süßigkeiten zu einer Verstärkung der Symptome und sollten vermieden werden.

Durch die Wahl der richtigen Ernährung kann das Reizdarmsyndrom positiv beeinflusst werden. Der Einsatz von Probiotika und Phytotherapeutika wie Kümmel- oder Pfefferminzöl hat sich bei manchen Betroffenen als sinnvoll erwiesen. Schulungen im Umgang mit RDS und angeleitete Selbsthilfestrategien stellen weitere Möglichkeiten in der Therapie des RDS dar. Yoga, Entspannungsübungen oder auch psychologische Maßnahmen werden in der Therapie des Reizdarmsyndroms eingesetzt. Krampflösende Medikamente, Arzneimittel gegen Verstopfung oder Durchfall und Antidepressiva stehen ebenfalls zur Verfügung. Allen Therapieansätzen gemein ist der individuelle Ansatz. Es gibt bis heute kein Mittel, das bei allen Betroffenen gleichermaßen gut wirkt.

Epertenrat und Kontaktdaten

Das Klinikum Bad Salzungen möchte Betroffenen zum „Talk im Klinikum“ am 11. September 2024 um 18 Uhr in  der Cafeteria Rat und hilfreiche Hinweise im Umgang mit dem Reizdarmsyndrom an die Hand geben. Gerne beantworten wir Ihre Fragen!

Dr.med. Martin Wernicke.

Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I. Praxis für Innere Medizin/ Gastroenterologie.

Tel.  03695/64-4561

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