Krebsvorsorge für Frauen und Männer.
Noch immer zählt Krebs zu den lebensbedrohlichen Krankheiten. Doch nie zuvor war das medizinische Wissen über Krebserkrankungen so groß wie heute.
In vielen Fällen lässt sich die Volkskrankheit erfolgreich behandeln. „Dabei spielt es jedoch eine entscheidende Rolle, dass die Krankheit so früh wie möglich erkannt wird. Entdecken Mediziner Tumoren im Frühstadium, können bei zahlreichen Krebsarten neun von zehn Erkrankten erfolgreich therapiert werden.
Dennoch nehmen immer noch wenige Menschen kostenlose Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung wahr“, sagt Dr. Matthias Sandmann, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin des zum Klinikverbund St. Antonius und St. Josef gehörenden Petrus-Krankenhauses Wuppertal.
Der Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie sowie Palliativmedizin erklärt, welche Vorsorgetermine Frauen und Männer in Anspruch nehmen sollten:
Vorsorgeuntersuchungen für Frauen
Ab dem 20. Lebensjahr haben alle gesetzlich krankenversicherten Frauen die Möglichkeit, beim Frauenarzt eine kostenlose Früherkennungsuntersuchung für Krebs im Genitalbereich, insbesondere Gebärmutterhalskrebs, in Anspruch zu nehmen. Zunächst begutachten Ärztinnen oder Ärzte die äußeren Genitalien und tasten anschließend die inneren Genitalien ab, um beispielsweise Verhärtungen im Bereich der Gebärmutter festzustellen. Außerdem erfolgt ein Abstrich vom Gebärmuttermund und -hals, sodass die entnommenen Zellen mikroskopisch auf mögliche Veränderungen untersucht werden können.
Vom 30. Lebensjahr an lässt sich beim Frauenarzt auch jährlich eine Tastuntersuchung der Brust vornehmen. Gynäkologinnen und Gynäkologen tasten dabei die Brüste sowie Achselhöhlen auf eventuelle Verhärtungen und vergrößerte Lymphknoten ab. Zudem geben Ärzte Anleitungen zur Selbstuntersuchung. Zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr erhalten Frauen auch automatisch alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammografie. Dabei handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der Brust, die zurzeit als effektivste Methode für ein Brustkrebsscreening gilt.
Beim Hautarzt, Hausarzt oder Internisten können Frauen ab dem 35. Lebensjahr verdächtige Hautbereiche untersuchen lassen. Sowohl schwarzer Hautkrebs als auch heller Hautkrebs können bei der Untersuchung der Haut am gesamten Körper einschließlich des Kopfes erkannt werden.
Ab dem 50. Lebensjahr zählen auch Früherkennungsuntersuchungen für Dickdarmkrebs zu den Angeboten der gesetzlichen Krankenkassen. Vom Anus aus tasten Mediziner die unteren Abschnitte des Darms auf Verhärtungen oder ähnliche Veränderungen ab und untersuchen den Stuhl auf nicht sichtbares Blut. Ab einem Alter von 55 Jahren haben Patientinnen und Patienten die Wahl zwischen einer Darmspiegelung und einer Untersuchung des Stuhls zur Darmkrebsvorsorge. Die Darmspiegelung hat hier den großen Vorteil, dass hierbei gleichzeitig auch Polypen abgetragen werden können, aus denen später ein Darmkrebs entstehen kann. Hier wird die Vorsorge also um die Vermeidung einer Tumorerkrankung erweitert.
Vorsorgeuntersuchungen für Männer
Bei Männern stellt Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung dar. Ab einem Alter von 45 Jahren sollte deshalb jährlich eine Vorsorgeuntersuchung erfolgen. Dabei tasten Ärzte die Prostata ab, um mögliche Vergrößerungen und Verhärtungen zu erkennen. Außerdem werden die Hoden auf mögliche Anzeichen von Hodenkrebs untersucht.
Auch für Männer werden ab dem 35. Lebensjahr im zweijährlichen Abstand Hautkrebsscreenings empfohlen. Wer verdächtige Leberflecke auf seiner Haut entdeckt, sollte sich jedoch selbstverständlich schon vorher vom Hautarzt auf potenzielle Melanome untersuchen lassen.
Darmkrebs gehört geschlechterübergreifend zu den häufigsten drei Krebsformen, weshalb auch für Männer ab 50 Jahren Vorsorgeuntersuchungen empfohlen werden. Bei Männern tritt Darmkrebs sogar etwas häufiger auf, sodass zu einer Darmspiegelung geraten wird, die nach zehn Jahren wiederholt werden soll.
Im Alter von 50 bis 54 gehört eine Stuhluntersuchung zu den Angeboten der gesetzlichen Krankenkassen – ab 55 Jahren kann dieser Test außerdem alle zwei Jahre wiederholt werden.
„Das gesetzliche Früherkennungsprogramm mit den genannten Untersuchungen ist für Menschen ohne besonderes Krebsrisiko gedacht. Frauen und Männer mit einem erhöhten Krebsrisiko, etwa durch Vorerkrankungen oder familiäre Veranlagungen, sollten sich jedoch bei ihren Ärzten über frühere beziehungsweise zusätzliche Möglichkeiten der Vorsorgeuntersuchungen informieren. Auch Betroffene mit Beschwerden, die auf eine Krebserkrankung hindeuten, sollten einen Arzt aufsuchen“, rät Dr. Sandmann abschließend.