Raus an die Luft: Warum Wandern so gut für uns ist.
Schuhe anziehen und los! Kaum eine andere Tätigkeit an der frischen Luft braucht weniger Vorbereitung als Wandern. Die Einstiegsschwelle ist niedrig. Und in Corona-Zeiten ist dies eine perfekte Möglichkeit, um draußen aktiv zu sein, ohne den Körper dabei zu überfordern.
Die Tätigkeit ist aus medizinischer Sicht nicht bloß eine Zerstreuungsmöglichkeit – sie wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit aus. Das regelmäßige Wandern stärke das Immunsystem, reduziere das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und senke die Blutzuckerwerte, zählt Prof. Tobias Erhardt auf, Studiengangsleiter für Physiotherapie an der SRH Hochschule für Gesundheit in Karlsruhe. „Beim speziellen Gesundheitswandern kommen dann in den aktiven Pausen noch die Aspekte der Kraft, Beweglichkeit und Koordination hinzu.“ Das Gesundheitswandern hat der Deutschen Wanderverband (DWV) entwickelt: Kurze Wanderungen werden mit Übungen kombiniert. Es geht auch darum, wie man sich entspannen kann.
Für eine Studie zum Gesundheitswandern im Auftrag einer Krankenkasse schnürte Tobias Erhardt mit 56 Probanden im Durchschnittsalter von knapp 60 Jahren zehn Wochen lang regelmäßig die Wanderschuhe. Das Fazit: Ein Großteil verlor Körperfett, viele legten Muskeln zu. Auch auf den Blutdruck hatte das mehrwöchige Wandern demnach einen positiven Einfluss.
Aufenthalt in der Natur
Dazu kam: 70 Prozent der Teilnehmer berichteten auch, dass sich ihr seelisches Befinden verbessert habe. Der Aufenthalt in der Natur, die Bewegung, Geräusche, Gerüche, die sozialen Aspekte beim Wandern in der Gruppe – all das verändere das subjektive Wohlempfinden in positiver Art und Weise.
Doch Vorsicht: Für gesundheitssportliche Aktivitäten gilt generell, dass man ein mittleres Anstrengungsgefühl haben darf und sollte. Die Belastung sollte immer im aeroben Bereich sein. Das bedeutet, man sollte nicht außer Atem kommen, sondern sich beim Wandern noch unterhalten können. Am besten wandert man – wenn möglich – nicht auf Teerwegen, sondern eher auf naturnahem Geläuf. Unterschiedliche und unebene Untergründe schulen Koordination und Gleichgewicht. Doch letztlich hängt es auch von den Fähigkeiten des Einzelnen ab.
Richtiges Schuhwerk
Von entscheidender Bedeutung ist das Schuhwerk. Am besten hat man Wanderschuhe mit entsprechendem Profil. Wer nicht so sicher im Gang ist, dem geben Schuhe, die bis über die Knöchel gehen, mehr Halt. Sinnvoll können auch Wanderstöcke sein, vor allem bei Hüft- oder Knieproblemen. Diese unterstützen besonders beim Bergablaufen. Tobias Erhardt plädiert in jedem Fall fürs Wandern und Spazieren gehen. „Jede Aktivität ist für den Körper und die Seele nachweislich besser als keine“, sagt er.
Ärztlicher Rat
Doch auch wenn die Schwelle für den Einstieg hier niedrig ist: Menschen mit körperlichen oder motorischen Einschränkungen rät der Professor, vorher mit ihrem Arzt darüber zu sprechen. dpa