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Gegen den Schwindel antrainieren

Bei einer Neuritis vestibularis ist das Gleichgewichtsorgan im Innenohr durch einen entzündeten Nerv gestört oder fällt aus. Die Symptome: plötzlicher Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen. Was es dann braucht, ist viel Übung.

Alles dreht sich rasend schnell. Wo oben und unten ist, ist nicht mehr zu erkennen. Die Beine versagen, Übelkeit steigt auf. So beschreiben Menschen den Schwindel, der sie meist von jetzt auf gleich überfällt und in Panik versetzt. Es ist das typische Symptom einer Neuritis vestibularis, auch bekannt unter den Begriffen Neuropathia vestibularis oder einseitige Vestibulopathie. Das sind viele Namen für eine Erkrankung, bei der das Gleichgewichtsorgan – das Vestibularorgan – auf einer Seite oder sogar auf beiden Seiten gestört ist oder ausfällt. Es sitzt im Innenohr beider Ohren und liefert ebenso wie die Augen und das propriozeptive System Informationen an das Gehirn. Das errechnet daraus blitzschnell, wie wir uns in unserer Umgebung orientieren. Bekommt das Gehirn die wichtigen Informationen nur noch von einer Seite, gerät das System durcheinander.

Untersuchung bei Drehschwindel empfehlenswert

Wer einen Drehschwindel erlebt hat, sollte sich untersuchen lassen. Wird eine Störung des Gleichgewichtsorgans festgestellt, bekommt der Patient zunächst ein Cortisonpräparat. „Der Gleichgewichtsnerv ist durch den Virusinfekt angeschwollen. Das Cortison lässt ihn abschwellen“, erklärt Prof. Frank Schmäl von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Die Dosis wird nach und nach herabgesetzt.

Prof Dr Frank Schmäl ist HNO Arzt und Schwindelexperte am Zentrum für HNO Heilkunde Greven bei Münster Foto Wilfried GerharzFrank Schmäldpa tmn

„Das Gehirn muss merken, dass es falsche Signale bekommt, um dann gegenzusteuern“, erläutert Leif Erik Walther vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Das funktioniert nach und nach, kommt aber umso besser voran, je schneller Physiotherapeuten mit dem Betroffenen das Gleichgewichtssystem trainieren. Eine Möglichkeit: Man steht entweder mit geschlossenen oder voreinandergestellten Füßen auf einem Schaumstoffkissen. Dabei kommt es anfangs mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zu Drehschwindel, zu Übelkeit und Angst. Betroffene müssen das aushalten, damit das Gehirn lernt, dass etwas nicht stimmt und der den Ausfall kompensieren kann.

Einige Krankengymnasten sind spezialisiert auf die Behandlung von Schwindel. Zu ihnen gehört Ann Kathrin Saul vom Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK). „Wir trainieren auch die anderen Sinnesorgane wie Augen und Tiefenwahrnehmung“, sagt sie. „Nach drei bis vier Wochen kommen Patienten wieder recht gut durch ihren Alltag“, ist Sauls Erfahrung. Voraussetzung ist, dass sie jeden Tag auch zu Hause üben.

Etwa drei Monate braucht es, bis das Gehirn den Ausfall im Gleichgewichtsorgan kompensiert hat, sagt Prof. Frank Schmäl. Bei der Hälfte der Patienten erholt sich das Gleichgewichtsorgan im Laufe der Zeit komplett. Bei der anderen bleibt der Ausfall, das Gehirn kompensiert ihn aber.

Quelle: dpa/tmn

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Tipp des Monats

Osteoporose vorbeugen: Bewegung macht die Knochen stabiler

Damit die Knochen stark bleiben, braucht es nicht nur eine Ernährung, in der ordentlich Calcium steckt. Warum auch Bewegung so wichtig ist.

Knochen müssen regelmäßig belastet werden, um stabil zu bleiben und weniger schnell zu brechen. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) hin. Belastung für die Knochen heißt: Bewegung.

Ob Fußballtraining, Joggen, Pilates oder Radfahren: Vor allem dann, wenn es sportlich wird, regt Bewegung den Knochenstoffwechsel an.

„Dies geschieht durch die Muskeln, die am Knochen ziehen. Sie geben das Signal, mehr Calcium in das Skelettsystem zu transportieren und einzulagern“, so Prof. Uwe Maus von der DGOU. Dadurch gewinnen die Knochen an Stabilität – und auch Osteoporose wird vorgebeugt.

Auch die Ernährung zahlt auf die Knochenstärke ein

Besonders wichtig ist Sport übrigens für Kinder und Jugendliche. Denn bei ihnen baut sich die Knochenmasse noch auf.

Ganz ohne die Ernährung geht es aber nicht. Wichtig ist daher, reichlich Calcium zu sich zu nehmen – etwa durch Lebensmittel wie Milch, Hartkäse, Mineralwasser oder Spinat. Damit der Körper das gut verwerten kann, braucht es Vitamin D. Das bildet der Körper mithilfe von Sonnenlicht, es steckt aber auch in fettem Seefisch wie Hering oder Lachs.